PNF – Indikationen

Vorbemerkung

Nicht alle der vielfältigen Ausformungen der Dupuytrenkrankheit können gut mit der PNF behandelt werden. Dennoch – das Indikationsspektrum ist heute grösser als noch vor einigen Jahren. Eine angemessene Indikationsstellung kann letztlich nur nach Untersuchung und in Abstimmung mit den Wünschen und Ansprüchen des Patienten vorgenommen werden. Die Ausführungen auf dieser Seite bitte nur als eine erste Orientierungshilfe verstehen

Vorab ganz wichtig: Der Patient, der sich für die Nadelfasziotomie entscheidet, wünscht eine Behandlung, die in ihrer Intention nicht gleich zu setzen ist mit den ausschneidenden Operationsverfahren. Während diese eine Krankheitsbeseitigung zum Ziel haben – dreht die Nadelfasziotomie lediglich das Krankheitsbild vom fortgeschrittenen Stadium zurück in ein niedrigeres Krankheitsstadium. Im besten Fall in das Knoten-Strang-Stadium ohne Streckdefizit. Die Krankheit verbleibt substanziell in der Hand und damit beim Patienten. Und um diese zurückbleibende Krankheit müssen sich Patient wie behandelnder Arzt weiter kümmern, damit die Hand langfristig in einem guten Funktionszustand gehalten werden kann.

Im Zentrum dieser Nachsorge steht nach unseren Erfahrungen die Bereitschaft des Patienten, langfristig – ausschließlich nachts – eine Lagerungsschiene zu tragen, die die behandelten Finger in entspannter, keineswegs extremer Streckposition hält. Die ambulant durchzuführende, minimalinvasive PNF stellt im Regelfall eine Ein-Tages-Behandlung dar. Die ärztliche Begleitung incl. angemessener Fingerschienung aber erstreckt sich über Monate und Jahre. Aus biologischen Aspekten kann es bei fortgeschrittenen Krankheitsbildern auch geboten erscheinen, die Nadelfasziotomie nicht in einer Sitzung, sondern in zwei bis drei Sitzungen vorzunehmen.

Die geeigneten Krankheitsformen:

Als sehr gute Indikationen zeigen sich Streckdefizite in den Grundgelenken der Finger zusammen mit gut abgrenzbaren Strangformationen. Die Blockaden der Mittelgelenke wie auch der Endgelenke werden aber heute keineswegs grundsätzlich aus dem Indikationsspektrum ausgeschlossen – ebenso wenig wie Wiedererkrankungen nach PNF und nach klassischen Operationen. Die Behandlung der Fingergrundgelenke führt zu besseren Früh- und auch Spätergebnissen als die Behandlung der Fingermittelgelenke.

Neben den Streckblockaden der Fingergelenke sind auch die durch Gewebeverhärtungen bedingten Spreizdefizite der Zwischenfingerräume gut mit der Nadelfasziotomie zu lösen.

In der Praxis des Autors haben sich die Krankheitsbilder am Anfang und am Ende des fibromatotischen Handumbaus als ganz besonders geeignet für diese Behandlung erwiesen: Das frühe Strangstadium mit der sich aufbauenden Gewebespannung und mit einem kleinen Streckdefizit im Fingergrundgelenk von 5-10° – und die ausgebrannte Dupuytrenhand mit ihren erheblichen Fingerkontrakturen. Das Früh- wie das Spätstadium der Dupuytrenkrankheit sind mit den klassischen Operationsverfahren nur bedingt behandelbar – insofern stellt die PNF bei diesen Krankheitsbildern eine Bereicherung im Behandlungsmanagement dar.

Das Frühstadium der Strangbildung mit kleinem Streckdefzit im Grundgelenk erfordert eine Gewebeperforation im Niveau der queren Handfurchen. Hier ist das Risiko, einen Fingernerven zu schädigen, weitaus geringer als beim Nadeleinsatz im eigentlichen Fingergewebe. Die Fragmentierung des sich ausformenden Stranggewebes nimmt die sich im Dupuytrengewebe aufbauende Zugspannung heraus, die als das entscheidende Stimulanz für den reaktiven fibromatotischen Gewebeumbau angesehen wird. Der Einsatz der PNF bei den sog. Frühformen der Dupuytrenkrankheit kann die Ausbildung von Fingrkontrakturen in der Lebensspanne des Patienten »nach hinten« verschieben oder möglicherweise verhindern. Ein Behandlungseffekt, der nach Meinung des Autors in seiner prophylaktischen Wirkung bislang nicht genügend beachtet wird und dem zukünftig eine immer größere Bedeutung in der ärztlichen Begleitung der Dupyutren-Patienten zukommen sollte.

Die fortgeschrittenen Fingerkontrakturen älterer Patienten zeigen sich für die PNF geeignet, da sich das unter der Haut liegende Stranggewebe oft zu dünnkalibrigen Kabelformationen zurückgebildet hat, die einfach und schnell fragmentiert werden können. Die Haut über diesen Kabelsträngen zeigt sich vielfach wieder gut beweglich, so dass die in diesen Händen über viele Jahre blockierten Gelenke oft erstaunlich gut geöffnet werden können. Ideale anatomische Bedingungen für eine PNF. Und die mittels PNF erzielten Ergebnisse an diesen Händen verbessern sich in den ersten Wochen oft in einem nicht erwarteten Umfang, so dass man als behandelnder Arzt immer wieder »unglaubliche« Erfolge miterleben darf. Die Früh- und Spätformen der Dupuytrenkrankheit stellen in meiner Praxis die erfolgversprechendsten Indikationen für den Einsatz der minimalinvasiven PNF25.

Bei jungen Dupuytren-Patienten (< 50 Jahre) sollte immer geprüft werden, ob mit einer PNF-Behandlung eine evtl. unausweichliche offene Operation nicht in ein höheres Lebensalter verschoben werden kann, um mögliche Nachoperationen zu umgehen.